WM
Deutschland verliert alle Spiele kläglich und scheidet in historischer Einmaligkeit aus. Wir, die Leute, stehen erst ratlos vor den Großbildleinwänden, dann reißen wir uns zusammen und jubeln zum Beispiel für Japan. Eine Welle der Zuneigung erfasst Deutschland. Zum erstenmal spüren wie die Befreiung von der Pflicht. Der Krampf lässt nach, die Depression verwandelt sich in spirituelle Gelassenheit. Wir lassen los. Jetzt jubeln wir nicht mal mehr für Japan, sondern für alle. Jedes Tor wird gefeiert, auf beiden Seiten. Die Welt wundert sich und will schon Truppen schicken, wird dann aber angesteckt mit dem Virus der Liebe. Sepp Blatter, die Fratze des Kapitalismus, bekommt das dritte Auge auf die Stirn getupft. Die Allianz-Arena wird zum Weltraumlandeplatz, ihre Waben leuchten im Rhythmus der kosmischen Musik. Fussbälle werden in die Umlaufbahn gebracht. Der blaue Planet singt. Endlich zeigen sich friedliche, erleuchtete Aliens; sie hatten gedacht, das würde hier nie mehr was. Es stellt sich dann heraus, was alle vermuteten: Jürgen Klinsmann war einer von ihnen.
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