Mittwoch, März 29, 2006

ICE

Im ICE nach Berlin. Sobald alle ihre Plätze eingenommen haben, geht’s los: Alle stehen wieder auf und laufen herum. Ich sitze direkt an der automatischen Tür - fawisch, fawasch - und bekomme alles mit. Ich beobachte die Völkerwanderung durch den Zug, die Reise nach Jerusalem. Man rempelt mich an. Zurück bleiben Mützen, Zeitschriften und Tupperdosen auf leeren Plätzen. Wo gehen sie hin? Was machen sie dort? Ich könnte aufstehen und ihnen folgen, bestehe aber darauf, nach Berlin zu fahren, nicht zu laufen. Der Großraumwagen ist nun leer bis auf mich. Selbst der Schaffner bleibt aus, ebenso die Brezelverkäuferin, die mich mit ofenfrischen Brezeln versorgen sollte. Ein Gefühl von Alleinsein. Draußen fliegt alles dahin, man kann es nicht festhalten. Man möchte es auch gar nicht festhalten. Wenn der Schnee weg ist, sieht es nicht schön aus da draußen. Alles in Matschgrau und Faulbraun. Ich falle in einen tiefen Schlaf. Als ich aufwache, bin ich in Moskau. Auf dem Bahnsteig sehe ich Gerhard Schröder. Er lächelt mir zu, ich lächle zurück.