Montag, Juni 23, 2008

Innenstadtlage

Schon wieder Fußball. Gestern der Grottenkick zwischen Spanien und Italien. Die Spanier mit 800 Pässen und null Toren nach Verlängerung, die Italiener mit Betonabwehr. Buffon fischt alles raus, was auf sein Tor fliegt, nur die Elfer hält er nicht. Damit ist die Revanche für 2006 leider vom Tisch, aber die Russen winken, und das könnte noch spannend werden. Draußen hängen kaum Deutschlandfahnen, obwohl wir im Halbfinale sind. Jeder hatte sich das Sommermärchen zurück gewünscht, aber schon das Wetter machte nicht mit. Vielleicht liegt's auch nur an der Innenstadtlage. 

Sonntag, Juni 22, 2008

Faden

Was die Österreicher da seit 100 Jahren skandieren, "DREI ZU ZWEI, COR-DO-BA", klänge nur halb so wild, hätte jenes denkwürdige Spiel in einer zweisilbigen Stadt stattgefunden. Mythen hängen an seidenen Fäden.

Dienstag, Juni 17, 2008

Bibliothek ungelesener Bücher
























Bücher, die man sah und unbedingt haben musste, um sie dann ungelesen ins Regal zu stellen - wer kennt das nicht? Jesse Rich gibt Ihnen heute einen Einblick in seine Bibliothek noch eingeschweißter Bücher. Von links nach rechts:

1. Open Wound

Ein Fotoband über den Krieg in Tschetschenien, den ich nur aus Mitleid auf der Vernissage kaufte. Wer will sich schon durch das Grauen blättern und dabei Tee trinken?

2. Matthias Horx - wie wir leben werden.

Mein brennendes Verlangen, schon heute über morgen Bescheid zu wissen, loderte nur auf den Webseiten von amazon. Sobald ich das Buch in den Händen hielt, blieb nur kalter Rauch übrig. Web 3.0 und Karma Kapitalismus und anderer frei erfundener trendiger Käse - wer braucht das?

3. Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Hier verhält es sich natürlich ganz anders: Das wunderbare Buch ist längst verschlungen, aber Fuchs, der ich bin, hatte ich mir damals ein zweites kostenloses Exemplar bei der Süddeutschen abgeholt. Das bleibt fein verschweißt, bis ich es eines fernen Tages auf ebay einem amerikanischen Millionär verkaufen werde.

4. Anatomie

Sich von innen kennenzulernen, ist ein löbliches Vorhaben. Es war bisher zeitlich nur immer etwas ungünstig.

5. Word 2003 - das Handbuch.

686 Seiten, die erklären, wie man einen Brief tippt. Der Erwerb dieses Buches fiel zweifellos in die Kategorie „Procrastination“, also das Vermeiden des Schreibens durch Ersatzhandlungen, die irgendwie mit Schreiben zu tun haben.

Montag, Juni 16, 2008

Genesis

"Rauschschwaden zogen wie ein Paralleluniversum durch den Raum. Im Löffel spiegelte sich die Welt auf dem Kopfe wider wie eine Allegorie auf die Rätselhaftigkeit des Seins. Die Salzkrümel auf der Tischdecke wirkten wie Überbleibsel aus den Anfängen der Genesis, als sich Materie aus Gas verdichtete. Die Lichtblitze des Kristallglases, in dem dichter Rotwein zu einen See aus vulkanischem Blut geronn, schienen das Drama der Entstehung des Lebens vorwegzunehmen. Alles in allem....."
Hier brach die Restaurantkritik von Ambrosius W. plötzlich ab. Vielleicht, so schien es ihm, hatte er doch ein bisschen zu dick aufgetragen.

Sonntag, Juni 15, 2008

Montag der 16.

Bei den Italienern, so ist zu hören, sei Freitag der 16., nicht 13. ein Pechtag. Morgen ist Montag der 16., und morgen geht's gegen Österreich. Jogi Löw und seine Truppe sind gerade beim Trainieren im Wiener Praterstadion, JETZT in diesem Moment, am Sonntag den 15. (Wenn Sie das lesen evtl. schon wieder nicht mehr) Am Dienstag den 17. könnte es so sein, dass wir draußen sind und Österreich drinnen. Es könnte aber auch so sein, dass wir am Donnerstag den 19. gegen Portugal spielen, und dann, ja dann ist alles möglich. Sogar Sonntag der 29. Man sieht sich.

Freitag, Juni 13, 2008

Freitag der 13.

Am Freitag den 13. wurde Hubert K. immer melancholisch. So lange war es schon her, dass er an jenem denkwürdigen Tag Pech gehabt hatte. Damals hatte er schon am Morgen seine Zahnbürste mit der Pasta nach unten fallen lassen, später hatte er den Bus verpasst und das falsche Knäckebrot eingekauft. Das war ihm noch nie passiert. In diesem Moment hatte er gespürt, dass es das Leben gut mit ihm meint; soviel Pech war ein Ausdruck höchster Fügung. Aber das Pech war nie wieder in diesem Ausmaß zu ihm zurückgekehrt. Er fürchtete nun, dass ihn das Pech ein für allemal verlassen hatte, woran ihn der Freitag der 13. wieder schmerzlich erinnerte.

Donnerstag, Juni 12, 2008

Übrigens:

Die Kalender 2009 sind da.

König

"Wenn ich ein Blümlein wär, wär ich König.
Wenn ich ein König wär, wär ich Blümlein."
Mit diesem rührenden, aber dürftigen Versuch, den Gemeinderat von Königswinter in Gedichtform doch noch von ihren ihrer Meinung nach legitimen Ansprüchen zu überzeugen, ging für Walpurga König-Winter ein jahrelanger Briefwechsel zuende. Sie sei nun wohl "endgültig durchgeknallt", soll der Vorsitzende des Sonderausschusses geäußert haben, bevor er anordnete, Briefe von "dieser Dame" künftig ungelesen zu schreddern. Walpurgas Ansinnen, wegen der frappierenden Namensgleichheit mit ihrem Wohnort auf Lebzeiten von der Gewerbesteuer befreit zu werden, war damit gescheitert.

Montag, Juni 09, 2008

Ach, und EM

Die Zeit vergeht wie im Flug. War es nicht erst gestern, dass an dieser Stelle über die Fußball-WM berichtet wurde? Nun also EM. Und bald wird ein gegensätzliches Phänomen zu beobachten sein: die Zeit steht still. Die Mannschaft, die unseren Herzschlag beschleunigt, liegt knapp vorne, aber der Ausgleich liegt in der Luft. Was tun? Tun Sie einfach so, als sei rechts links und links rechts. Nun ist es die eigene Mannschaft, die anrennt, und zack, vergeht die Zeit wieder wie im Flug. 

Post aus Shanghai

Lange wurde hier nichts geschrieben. War Jesse Rich im Urlaub? Unpässlich? Verzweifelt? 
Nichts von alledem. Jesse Rich sind nur die Buchstaben ausgegangen. Er musste sie erst übers Internet nachbestellen und landete dabei in den Fängen eines üblen Verkäufers aus Shanghai. Dessen Angebot bei ebay las sich so günstig, dass Jesse Rich das Kleingedruckte übersah und einen Satz Buchstaben 2008-09 für 11,99 bestellte, ohne indes zu bemerken, dass mit dem Sofortkauf sofort 5.999,46  Dollar an Porto fällig wurden. Auf Anfrage wurde der irrwitzige Portopreis mit den gestiegenen Kosten im Shanghaier Transportwesen begründet. Weitere Anfragen wurden nicht beantwortet. Stattdessen hatte Jesse Rich plötzlich ein paar zwielichtige Gestalten am Hals, die ihm einen gegrillten Hund an die Wohnungstür nagelten. Es gibt ein Foto, aber dieses soll dem geneigten Leser nicht zugemutet werden. Um es abzukürzen: Jesse Rich ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Die leichte Blaufärbung der zukünftigen Texte bitte ich vielmals zu entschuldigen.